Bern-Netzwerk Interview: Bread à porter und Creaviva
Von Wegglibeutel, kunstvoll inszenierten Broten und unerwarteten Möglichkeiten: Die zwei kreativen Macher:innen Pia Lädrach vom Kindermuseum «Creaviva» und Patrik Bohnenblust von der Bäckerei «Bread à porter» nehmen uns mit in den Austausch über gemeinsame Angebotsgestaltung.
Es freut mich sehr, können wir heute hier für dieses Gespräch zusammenkommen. Ihr habt aber beide aktuell alles andere als nichts zu tun, oder?
Patrik: Ja, es ist tatsächlich einiges los. Wir sind aktuell an den ersten Tests der regenbogenfarbigen «Güetzi», die wir extra im Zusammenhang mit den EuroGames im Sommer hier in Bern produzieren. Weiter konnte ich mit meiner neuen Stadtführung «Tour de Pain» eine tolle Geschichte aufziehen. Hierbei nehme ich Menschen mit auf eine Führung durch die Altstadt von Bern und vermittle Brot-, Bäcker:innen- und Stadtgeschichten aus Vergangenheit und Gegenwart. Das Angebot ist sehr gut angelaufen und Teilnehmer:innen berichteten mir im Nachhinein, dass sie nun anders – viel bewusster – Brot einkaufen und essen würden.
Pia: Etwas bewusst wahrzunehmen ist auch Bestandteil eines unserer neueren Projekte. Wir möchten zu den Menschen hingehen, sie da erreichen wo sie gerade sind und mit einer Aufgabe konfrontieren, die sie dazu animieren, Muster und Farben in ihrer unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen. Wir platzieren ein aufmerksamkeitsgenerierendes Objekt dort, wo es viele Menschen hat, und versehen es mit einem QR-Code, der auf die Aufgabe verlinkt. Es soll eine Art Foto-Challenge sein. Wir suchen noch nach einem Träger, also einem Objekt – vielleicht ein «Güetzi»? Zudem steht bei uns im Herbst eine grosse dreitägige Konferenz an, die wir im Zusammenhang mit der Auszeichnung «Children in Museums Award» hosten dürfen. Das gibt ziemlich zu tun, wir sind aber gut auf Kurs – auch dank der Unterstützung durch das Bern Convention Büro.
Patrik Bohnenblust
Der findige Inhaber der offenen Altstadt-Bäckerei «Bread à porter» ist seit Anfang als Bern-Vernetzer dabei und konnte dabei schon manche Ideen «aateige» und umsetzen.
Als wir hergekommen sind, haben wir die Staffeleien im Freien gesehen, umrundet von irgendeinem Korn, das hier im Fruchtland wächst.
Pia: Ja genau, in diesem Jahr ist es UrDinkel. Wir haben es auch schon mit Sonnenblumen versucht, aber da wurde uns die Saat gefressen – wir sind mit den Besuchenden in den schönen Gemeinschaftsgarten gegangen, um «Malen en-plein-aire» trotzdem anbieten zu können.
Patrik: Witzig, aber auch das gibt eine tolle Geschichte. Was passiert denn mit dem Dinkel?
Pia: Der wird auf jeden Fall weiterverarbeitet – das ist jeweils das Ziel. Im Sommer gibt es jetzt verschiedene Anlässe im Fruchtland, bei denen der Dinkel thematisiert wird.
Patrik: Also, wenn euch ein Bäcker fehlt, ich hätte spontan eine Idee für ein Kleedinkelbrot und obendrauf machen wir die Welle.
Pia: Das wäre ja spannend! Wir müssen unbedingt früher zusammen reden. Es ist ein Problem, wenn alles so eng getaktet ist, und jetzt ist schon Sommer. Ich muss dich mit dem Verantwortlichen fürs Fruchtland in Verbindung bringen. Etwas Neues ist geboren – einfach so.
Pia Lädrach
Das Kindermuseum Creaviva im Zentrum Paul Klee gibt es bereits seit 20 Jahren – seit zwei Jahren ist Pia als Leiterin dabei. Als Bern-Vernetzerin findet sie es immer wieder erstaunlich, was man erfährt und welche Möglichkeiten sich im Netzwerk auftun.
Da geht noch mehr! Patrik, an einem Bern-Vernetzer:innen Workshop meintest du, du möchtest Brot gerne kunstvoll inszenieren lassen. Ist die Idee inzwischen gewachsen?
Patrik: Brot ist für mich auch Kunst. Ich habe von einem Künstler gehört, der Objekte in Kunststoffharz eingiesst und ausstellt. Vielleicht könnte ich eines meiner «Bsetzi»-Brote eingiessen und in eine Strasse in der Altstadt einsetzen lassen.
Pia: Spannend, da gibt es sicher verschiedene Möglichkeiten – ob tatsächlich in Echt, nur virtuell oder Mixed (oder Augmented) Reality. In Verbindung mit künstlerischen Elementen wie Farben oder Hintergründe könnte man ganz tolle Sachen machen und eine Story erzählen. Um den Übergang in die physische Welt zu machen, reicht allenfalls ein Hinweis auf einem richtigen Pflasterstein in der Altstadt. Nur ein QR-Code und dann springt das Brot aus dem Boden.
Patrik: Daran habe ich gar nicht gedacht, super! Das ist mal eine andere Herangehensweise – ich bin da halt eher noch der Handwerker, der was in den Händen halten muss.
Kommen euch spontan noch weitere Ideen in den Sinn, wo ihr voneinander profitieren könntet? Wie wäre es zum Beispiel mit einer Special Edition Ausgabe deiner Brotsäcklein?
Patrik: Ein guter Ansatz! Die Wegglibeutel sind eine super Werbefläche. Jede:r kriegts und nimmts mit – wenn sie noch anders aussehen, sieht man es sich auch genauer an.
Pia: Wir könnten sogar so weit gehen und sagen, wir lassen sie von den Kindern gestalten. Denn wir möchten die Kinder gerne noch viel mehr teilhaben lassen. Sie wären natürlich sehr stolz, wenn sie so was Echtes machen könnten, was man dann auch sieht. Ich kann mir vorstellen, dass die Eltern, Grosseltern und Pat:innen zu dir das kaufen kämen!
Patrik: Voilà! Das wäre nur der positive Endeffekt. Das wäre auch ganz einfach und rasch umsetzbar. Ich studiere schon am Namen, aber das können wir gemeinsam definieren. Auch medial könnten wir das weiterbringen.
Pia: Zudem fände ich es schön, wenn wir den Kindern auch etwas mehr mitgeben können. Sie sollen sich Gedanken dazu machen, was Brot für sie ist und sich dadurch inspirieren lassen.
Patrik: Ich fände es spannend zu sehen, was dabei herauskommt. Was nehmen die Kinder mit? Was sehen Kinder hinter dem Lebensmittel Brot? Was stellen sie sich vor? Nicht auf eine belehrende Art mit richtig oder falsch, sondern was ihnen dazu gestalterisch in den Sinn kommt. So können wir sie abholen, so dass sie schon früh ihr Bewusstsein schärfen.
Nach diesem Gespräch ging es bezüglich dieser Idee sofort weiter: Ihr dürft gespannt sein, welche kunstvollen Verpackungen im Kulturherbst auf euch warten.
Genau solche Geschichten sind das Ziel des Bern-Netzwerks. Wie erlebt ihr sonst die gemeinsame Angebotsgestaltung?
Pia: Wenn die Themen und Kampagnen zum richtigen Zeitpunkt kommen, kann das sehr gut funktionieren. Im letzten Kulturherbst konnten wir so den Kurs «Blaue Stunde» breiter aufstellen und sind seit da sehr gut gebucht.
Patrik: Ich bin froh, kann ich mit dabei sein und hören, was alles so geht. Ich bin immer offen und bereit, wenn es irgendwo Klick macht. Und solche Ideen wie mit diesen Wegglibeutel sind einfach superspannend und machen Spass, wenn sie mitgetragen werden!
Pia: Für mich ist es auch das Networken und das Mitkriegen von Sachen, was es für mich spannend macht. Man darf auch nicht die Erwartung haben, dass jedes Mal etwas dabei rausschaut – das könnten wir auch gar nicht leisten. Manchmal ist es sehr erstaunlich, was man erfährt und welche Möglichkeiten sich auftun, wie zum Beispiel eine Ausstellung im Westside. Es kann etwas aus einer Ecke kommen, aus der man das nicht erwartet hätte, schliesslich aber für beide Seiten wirklich interessant ist.
Patrik: Mir kommt manchmal auch noch zwei Wochen nach den Treffen etwas in den Sinn, worüber zwei gesprochen haben, was ich weiterverfolgen könnte. Überhaupt schon die Möglichkeit, sich an einem Ort mit diesen Leuten auszutauschen mit ein bisschen Leitung, ist sehr wertvoll. Ich fühle mich auch wohl dort und schätze, wie die Leute aufeinander zugehen. Das kann sich über die Jahre ganz schön weiterentwickeln.
Pia: Ja genau und kombiniert mit den verschiedenen Orten, mit dem Blick hinter die Kulissen. Es ist einfach interessant, so zu sehen und hören, wie und was bei anderen so läuft. Danke, dass ihr uns hier so zusammengebracht habt, das ist und bleibt spannend.
Danke euch beiden! Ich freue mich darauf, euch bei der Weiterentwicklung dieser Ideen zu begleiten.