Die schönsten Berner Gewölbekeller
Die Gewölbekeller sind charakteristisch für die UNESCO-gekürte Berner Altstadt. Wo früher Waren gelagert wurden, sind heute unzählige charmante Cafés, Restaurants und Boutiquen zu finden. Wir verraten, an welchen Orten sich ein Treppenabstieg besonders lohnt.
Restaurant Verdi
Der wunderschöne, italienisch angehauchte Gewölbekeller mitten in der Berner Altstadt versprüht eine Prise «italianità». Das Traditionslokal ist dem italienischen Komponisten Giuseppe Verdi und dessen leidenschaftlicher Musik gewidmet. Im detailreich renovierten Bijou finden sich verschiedene Räume, zahlreiche Nischen und ein imposanter Gewölbekeller für jegliche (Fest)-Essen – mit Spezialitäten wie «Bollito misto» (Fleischtopf aus Norditalien) und einer beeindruckenden Weinauswahl in der begehbaren Vinothek. Bei der «Tavolata» im Verdi-Gewölbekeller wird jeweils ein 4-Gang-Menü «all’italiana» serviert. Dabei sitzt die ganze Gruppe (ab acht Personen) gemeinsam an der gleichen, langen Tafel, jede:r schöpft selbst von den in Schüsseln aufgetragenen Gerichten und geniesst das gesellige Beisammensein.
Undergroundstation
Denise, die offenherzige Inhaberin des seit 2013 bestehenden «Vintage Stores», legt ihrer Kundschaft die Welt wortwörtlich zu Füssen: Im Gewölbekeller an der Kramgasse 21 finden sich liebevoll ausgewählte Trouvaillen, die sie von ihren Reisen mitgebracht hat. Die Schätze aus längst vergangenen Zeiten stammen etwa aus Amerika, Südfrankreich oder Rom und sind alles Unikate, die ihre ganz eigene Geschichte erzählen. Umgeben von kreativer Floristik stehen «Midcentury»-Designklassiker und in antiken Vitrinen wird bunte Murano-Glaskunst präsentiert. Ein Highlight ist ihre hochwertig verarbeitete Schmuckkollektion, welche sie unter anderem aus echten Süsswasser-Perlen fertigt.
Café Marta
Auch «käfele» (Kaffee trinken) kann man in der Stadt Bern «underground» (im Untergrund). Im charmanten Altstadtkeller Café Marta an der Kramgasse 8 gibts leckeren Kaffee aus der Emmentaler Kaffee Manufaktur und dazu Scones in allen Variationen. Hier soll’s zudem den besten Chai Latte der Stadt geben. Wir kuscheln uns also in die riesigen Kissen und geniessen einen kleinen Seelenwärmer. Der perfekte Zwischenstopp während eines Shoppingtags unter den Lauben in der berühmten Kramgasse! Übrigens: Das Marta ist auch für Kulturliebhabende ein Geheimtipp. Unter dem Namen «Marta singt» treten immer wieder Künstler:innen aus nah und fern auf.
Kornhauskeller
Der Kornhauskeller am Kornhausplatz 18 ist der prunkvollste Gewölbekeller von Bern und gemäss Tripadvisor «eine der schönsten Bars weltweit». Die Dimensionen des Raumes sind beeindruckend. Das Mittelschiff und die beiden Seitenschiffe erinnern an Kirchenarchitektur und verleihen dem Kornhauskeller eine sakrale Anmut. Ob für einen Single Malt Whiskey in der Kornhauskeller Bar (80 verschiedene Sorten stehen im Regal!) oder für ein edles Nachtessen im Kornhauskeller Restaurant – ein Abend zwischen den pittoresken Kornhauskeller-Mauern gehört definitiv auf die Bucketlist.
Tredici
Romantisches Ambiente und eine gehörige Portion «italianità» findet man im malerischen Gewölbekeller des Restaurants Tredici an der Rathausgasse 25. Wer hier die Treppe heruntersteigt, fühlt sich fast ein bisschen wie in den Ferien im Piemont. Ganz wie in Italien gibts das Essen nicht à la carte, sondern ein Menü mit Antipasti, Primo und Secondo Piatto, Formaggio und Dolce. Abgerundet wird der Abend mit einem feinen Tropfen aus der dazugehörenden Weinhandlung Tredicipercento, welche sich einen Stock über dem Lauben befindet.
On Tap
Lust auf Bier? Wer an der Rathausgasse 53 die Treppe hinuntersteigt und in die Bierbar «On Tap» eintritt, taucht ein in die Welt des Craft Beers. Im alten Gewölbekeller werden jeweils zwölf Sorten angezapft, und sobald ein Fass leer wird, ist ein Neues an der Reihe. Vom belgischen Blonden über das IPA mit Milchzucker und Vanilleextrakt bis zum Sour Ale mit Mango und Passionsfrucht sind der Bier-Fantasie keine Grenzen gesetzt. Und wessen Lieblingsgetränk gerade nicht im Offenausschank ist, wird bestimmt unter den 60 Flaschenbieren fündig. Übrigens: Das beeindruckende Sortiment ist auch «über d’Gass» (zum Mitnehmen) erhältlich. Santé!
Ono
Selten sieht man so viel kulturelle Vielfalt auf kleinstem Raum wie im Kulturlokal Ono. Auf 30 Quadratmetern singt, lacht, musiziert, philosophiert, diskutiert und experimentiert die Berner Kulturszene. 1954 kam zwischen den hellen Sandsteinmauern des Gewölbekellers – damals noch unter dem Namen «Kleintheater Kramgasse 6» bekannt – das Bühnenstück «Wie man Wünsche am Schwanz packt» von Pablo Picasso zur deutschsprachigen Uraufführung. Heute wird im Ono ein kunterbuntes, reichhaltiges Kulturmenü serviert – von Jazzkonzerten, Fotoausstellungen und Improtheater über Powerpoint-Karaoke bis hin zum etablierten Poetry-Slam-Anlass «Berner Altstadt-Slam».
Serge and Peppers Records
Wer gerne in CD- und Schallplatten-Sammlungen stöbert, sollte hier die Treppen hinuntersteigen: Im schummrigen Gewölbekeller von Serge Berthoud an der Rathausgasse 25 gibts Musik – aber ausschliesslich gute und vom Chef persönlich ausgewählte. Neuheiten einer grossen stilistischen Bandbreite, die von Indie und Pop über Country und Electro bis zu Hip-Hop und Metal reicht, reihen sich bei Serge and Peppers Records aneinander und werden von Woche zu Woche neu aufgestockt. Und wer sich vor lauter Auswahl nicht entscheiden kann, lässt sich am besten vom Verkaufspersonal beraten. Wer weiss, vielleicht steht das neue Lieblingsalbum aktuell noch im Berner Gewölbekeller?
Chäshütte
Dieser Keller beherbergt ganz besondere Schätze: Hier werden riesige Käselaibe jahrelang gehegt und gepflegt, bis sie fein würzig im Verkaufsladen im Erdgeschoss über den Ladentisch gehen. Seit 1894 wurde die Chäshütte von der Familie Heugel geleitet, seit 2014 wird sie von den Gebrüder Bärfuss geführt. Nebst der grossen Käseauswahl finden sich im traditionellen Geschäft weitere lokale Produkte: Sirup vom Sirupier de Berne, Berner Liköre wie Ingwerer und Chili-Schnouz sowie selbst hergestellte Antipasti. Der Käsekeller der Chäshütte ist zwar nicht öffentlich zugänglich, wer aber Glück hat und mit den Besitzern ins Plaudern gerät, darf vielleicht einen kurzen Blick reinwerfen.
Abflugbar
Abfliegen und eintauchen! Wer an der Gerechtigkeitsgasse 50 die Treppe hinuntersteigt, landet schnurstracks in der Abflugbar. In diesem Gewölbekeller fühlt man sich dank der Anordnung von Sitzbereich, Bar und Podest in eine Flughafen-Lounge versetzt. «Nur» einen Campari Soda oder einen Tomatensaft zu bestellen, wäre hier aber fast schade: In der Abflugbar gibts nämlich die leckersten und kreativsten Cocktails der Stadt – da sind sich viele Berner:innen einig.
Zytglogge-Theater
Der Zugang zum Zytglogge-Theater versteckt sich tagsüber meistens unter einem unauffälligen Deckel. Wenn es dämmert heisst es aber: «Vorhang auf und Bühne frei!» 46 Sitzplätze gibts im charmanten kleinen Kellertheater, die Bühne und die Schauspielenden vom Berner Mundarttheater-Verein «Chäller-Kumedi» (Keller Komödie) sind zum Greifen nah. Zu finden ist das Zytglogge-Theater am Kornhausplatz 10, nur wenige Schritte vom Chindlifrässer-Brunnen entfernt und direkt vor der Bar «Leichtsinn».
Intraform
Ein Paradies für Möbelliebhabende, Designbegeisterte und Architekturfans: Wer über die Schwelle des mehrstöckigen Berner Möbelgeschäfts «Intraform» an der Ecke Brunngasse/Rathausgasse tritt, findet nicht so schnell wieder hinaus. Das könnte zum einen am wunderbar verwinkelten Labyrinth aus kleinen Galerien, Treppen, Räumen und Zwischenböden liegen, in dem man sich leicht verirren kann. Zum anderen möchte man hier stundenlang verweilen, um die hochwertigen Designklassiker zu betrachten und sich sein Lieblingsstück für zu Hause auszuwählen. Unser Tipp: Ein Besuch des Gewölbekellers im untersten Stock lohnt sich besonders.
Kellerkino
Scheinwerfer an, Film ab! Im Berner Kellerkino an der Kramgasse 26 gibts jeden Abend filmische Perlen in besonders schönem Ambiente zu geniessen. Klein (nichts für Klaustrophobe!), heimelig, einzigartig und einfach herzig ist das Kellerkino. Und in Kinojahren gemessen, schon fast eine altehrwürdige Dame. 1970 gegründet, ist es das erste und älteste unabhängige Kino der Schweiz. Hier flimmern Filme über die Leinwand, die sonst nicht zu sehen wären – insbesondere auch Schweizer Filme. Platz hat es für 36 Personen, geöffnet ist das Kino jeden Tag.
Es gibt noch unzählige weitere wunderbare Gewölbekeller in Bern. Daher unser letzter Tipp:
Durch die sechs Kilometer langen Lauben (Arkaden) spazieren und immer wieder einen spontanen Treppenabstieg wagen. Wer mit offenen Augen und einer Portion Neugier durch die Berner Altstadt läuft, stösst oftmals ganz unverhofft auf wunderschöne Perlen. Viel Spass beim Entdecken!