Unterwegs in den Berner Venues: «Zum Äusseren Stand»
In der Serie «Unterwegs in den Berner Venues» nimmt uns die Stadtführerin Bea Gyger Lang mit auf eine wunderbare Zeitreise und verrät uns, wieso das Restaurant «Zum Äusseren Stand» heisst wie es heisst und wie viel Historie in den prunkvollen Räumlichkeiten hinter den für Bern so typischen Sandsteinfassaden steckt.
In Begleitung von Stadtführerin Bea Gyger Lang kommt uns der Spaziergang unter den Berner Lauben hindurch ganz anders vor als sonst. Schön wie immer, aber interessanter. Ihr Lachen ist ansteckend – das denken wir sofort, als wir sie an einem sonnigen Mittwochmorgen in ihrem Lieblingscafé «Volver» auf einen Kaffee und ein «Gipfeli» (Croissant) zum Gespräch treffen.
Trotz wohliger Morgenatmosphäre im sonnenlichtdurchfluteten Café brechen wir auf und laufen mit Bea den kurzen Weg – vom «Volver» am Rathausplatz sind es zu Fuss nur circa fünf Minuten – bis zum Restaurant «Zum Äusseren Stand». Als wir sie fragen, wieso sie eigentlich Stadtführerin geworden sei, antwortet sie: «Mein Mann hat damals die Stellenausschreibung bei Bern Welcome gesehen und sofort gemeint: «Das wär doch öpis für di.» (Das wäre doch was für dich). Und obwohl ich eigentlich früher nie wirklich gerne vor Leuten geredet habe, behielt er recht. Auch nach so vielen Jahren bin ich zwar vor jeder Stadtführung kribbelig, fühle mich danach aber glücklich und erfüllt. Wenn ich vor einer Führung Kopfschmerzen habe, sind sie meistens nach fünf Minuten wie weggeblasen. Es ist aufregend, Stadtführungen zu machen. Zum Beispiel ist es bei Regenwetter herausfordernder, die Gäste mitzureissen als bei heiterem Himmel und Sonnenschein. Das Schöne ist, dass ich auch nach all den Jahren noch mehr und mehr über meine Heimatstadt dazulerne. Es gibt immer wieder was Neues zu erzählen. Wenn Gäste eine City Tour mit uns buchen, wollen Sie nicht nur die Hard Facts über Bern erfahren, die finden sie auch in einem Reiseführer. Sie wollen etwas mehr wissen, hinter die Fassaden blicken, unterhalten werden. Ich zeige den Leuten zum Beispiel wo ich Samstags auf den «Märit» (Markt) gehe, nehme sie mit auf meine Abkürzungen durch die schmalen Zwischengässchen oder erwähne auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit, wo sich die Berner:innen morgens gerne zum Kaffee treffen und wieso ausgerechnet da. Mal erzähle ich die eine Anekdote, mal gebe ich den anderen Geheimtipp. Dabei darf ich zeigen, wie sehr ich Bern liebe und kenne. Das mögen die Gäste.»
Angekommen im Äusseren Stand stellen wir fest: Dem atemberaubenden Empire-Saal im Obergeschoss wird nicht nur zurecht nachgesagt, dass er der wohl schönste Barocksaal der Schweiz sei, er bietet auch den passenden Rahmen für Anlässe verschiedenster Art. An zentraler Lage nahe des Stadttheaters Bern und direkt gegenüber der französischen Kirche kann hier veranstaltet werden.
Empire-Saal
Im Empire-Saal werden Firmenfeiern, Feste, Apéros, Produktpräsentationen oder Familienfeste zu unvergesslichen Erlebnissen.
Vor kurzem hat aarestadt gastro die Pacht des im schmucken Haus an der Zeughausgasse 17 geführten Betriebs übernommen und führt das Restaurant unter einem brandneuen Brasserie-Konzept. Die Küche von Paul Jurt ist frisch, modern hochwertig und trotzdem für jede:n verständlich. Die neu eingebaute Bar lockert die Atmosphäre auf, macht sie ungezwungener und lädt zum Geniessen, Plaudern und Zusammensein ein. Die ebenfalls neue Terrasse bietet Platz, um sich den warmen Tagen auch draussen beim Apéro die Sonne aufs Näschen scheinen zu lassen.
Beim Betreten des prächtigen Empire-Saal mit seiner türkisen Wandtapete mit verschnörkeltem Muster leuchten Beas Augen: «Das frühere «Rathaus zum Äusseren Stand» war damals im Jahre 1798 Treffpunkt der jungen Bernburger Das «Jugendparlament» spielte hier Schattenstaat und äffte die Obrigkeit der Republik Bern («Innerer Stand») nach.» Im «Hof-Café» im Innenhof des Restaurants entdecken wir ein Wandbild eines auf einem Krebs sitzenden Affen, der sich den Spiegel vorhält. «Dieses Symbol zierte auch das Vereinslogo der damaligen jungen Bernburger. Rund 50 Jahre später – am 12. September 1848 – wurde im Empire-Saal die Schweizer Bundesverfassung unterschrieben. Es fällt der Startschuss für den Aufbau eines Staates mit demokratischen Strukturen – der erste in Europa. Danach kommt der neu gebildete Ständerat während zehn Jahren im Äusseren Stand zur Session zusammen. Erst ab 1858 tagen beide Parlamentskammern gemeinsam unter dem Dach eines Neubaus. Noch heute ist dieser Raum ein beliebter Versammlungsort für politische Verbände. Ausserdem kann er eben für Veranstaltungen gemietet werden.» Die Stimmung im Saal ist eindrücklich – fast als wäre spürbar, dass hier Schweizer Geschichte geschrieben wurde.